Route |
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03.08.2009 |
Abfahrt in Haan (NRW) | |
Vorbemerkung |
Mit einem Schlenker durch Deutschland mit Besuchen bei der Familie beginnt das Abenteuer. Der Bericht beginnt mit dem Verlassen der heimatlichen Gefilde. | |
07.08.2009 |
Nach mehr als 1.100 km über Deutschlands Straßen sitze ich vor meinem Zelt auf Fehmarn. Es waren Straßen von der Autobahn bis zu Feldwegen. Am heftigsten waren ein paar Straßen in der Lüneburger Heide; kindskopfgroße Findlinge. Das waren genau die, über die wir jungen Rekruten in der Grundausbildung maschieren mussten. Das Fahren war auch nicht besser. Ansonsten ist alles im grünen Bereich. Heute kam endlich Urlaubsfeeling auf. Morgen nehme ich die Fähre nach Rødbyhavn. | |
08.08.2009 |
Der Platz war ok. Nur das Licht hat mich gestört. Es war die ganze Nacht hell erleuchtet. Die Fahrt über die Sundbrücke ist bei bei der steifen Brise ganz schön heftig. Ich bin bis Puttgarden gefahren und habe dort eine kleine Pause gemacht und anschließend bin ich zum Campingplatz gefahren. Ich habe einen Platz auf einer Wiese bekommen. Manchmal hatte ich den Eindruck in einer Schrebergartenkolonie zu sein. Es wird gesägt, gehämmert, Rasen geschitten, geharkt und was es sonst noch an so nützlichen Tätigkeiten gibt. Im Supermarkt auf dem Platz habe ich einen Bohneneintopf und einen Joghurt und eine Flasche Bier zum Abendbrot erstanden. Und Nähzeug, um die defekte Stelle am Tankrucksack (der auf dem Beifahrersitz) zu reparieren. Der Wind blies ganz ordentlich. Jetzt habe ich auch das Tarp aufgespannt. Das ist schon eine ganz nützliche Sache. | |
09.08.2009 |
Zum Frühstück die obligatorischen Spiegeleier und dann Roggenbrötchen mit Hühnerbrust; sogar mit Butter. - Auch aus dem Campingmarkt. Dann bin ich losgefahren. Und im Nu war ich im Fährhafen. Keine Gelegenheit zum Tanken, Einkaufen und Geldwechseln. Und am Kassenhäuschen kam der erste Schock: 47€ musste ich für die Überfahrt nach Rødbyhavn bezahlen. Ich kam als einer der Letzten an und durfte als erster aufs Schiff. Motorradfahrer müssen ihre Maschinen selbst verzurren. Dafür steht EIN(!) Gurt zur Verfügung. Aber es waren nicht alle Motorradplätze belegt und so konnte ich zwei nehmen, und ich hatte selbst auch noch zwei dabei; das war optimal. Als das Schiff losfuhr, gab es ein Hupkonzert. Man merkte kaum, dass der Kahn Fahrt aufnahm, aber bei etlichen Autos war die Alarmanlage so empfindlich eingestellt, das sie ansprach. Das gleiche nochmal bei der Einfahrt. Den Parkplatz direkt nach dem Hafen hatte ich zu spät gesehen. So bin ich an einer anderen Ausfahrt raus und habe dort meine Jacke zugemacht. Und dann weiter auf der Autobahn (teilweise grün und teilweise blau und seltsame Einfahrten) in Richtung Kopenhagen. Und auf der Autobahn kam keine Tanke. Also befragte ich mein Navi und suchte eine in meiner Richtung aus. Ich wurde über Felder und durch Dörfer geschickt, bis nach gut sechs Kilometer die futuristisch gestylte Tankstelle auftauchte. Ich stellte erst einmal meine Maschine ab und ging fragen, ob ich auch mit Euros zahlen könne ... konnte ich. Aber die Tankstelle ist so modern, dass alles über Automaten passiert. Egal ob Dänische Krone oder Euro: First Pay than Bye. Man muss erst bezahlen und kann dann tanken. Also nicht wie gewohnt den Tank vollmachen. Für zwanzig Euro habe ich knapp vierzehn Liter gekriegt. Da kamen Erinnerungen an meine erste Rückfahrt von Kopenhagen auf. Nur damals gabs keine Navis, und mit viel Fragen und Bangen bin ich mit dem letzten Tropfen an eine ähnliche Tankstelle gekommen. Mein Navi wollte mich unbedingt anders als die Autobahnschilder nach Malmø führen. Letzlich folgte ich den Schildern. Und dann kam zuerst der Tunnel - über vier Kilometer lang - und dann die Öresundbrücke mit vierzehn oder fünfzehn Kilometern. 110 km/h sind zugelassen, aber wegen des starken Seitenwindes bin ich nur neunzig gefahren. Ich wunderte mich, dass es keine Mautstelle gab. Gab's aber doch, nämlich am Ende in Schweden. Und da kam der nächste Schock. Einundzwanzig Euro musste ich als Maut bezahlen. Ich hatte keinen Zwanziger und auf den Fünfziger gab's nur Schwedische Kronen als Wechselgeld. Für neunundzwanzig Euro habe ich 304 Kronen gekriegt. Das ist ok. In Trelleborg bin ich auf einen Campingplatz gegangen. Für 200 sK konnte ich mein Zelt aufstellen; ganz schöne Preise haben die Schweden. Zapfenstreich ist hier erst um 23 Uhr. Mit meinen 104 Kronen muss ich jetzt bis Montag auskommen. Für zwanzig habe ich mir Lebensmittel für heute abend gekauft. Eine Dose Ravioli und etwas Obst. Ein Bier oder einen Wein hab ich nicht gekriegt - wir sind ja in Schweden. So habe ich mir zum Kaffee nach dem Essen einen Schnaps gegönnt. Ich habe beschlossen, erst am Montag weiterzufahren. Auf dem Platz habe ich eine Hannoveranerin getroffen. Sie ist auf dem Rückweg. Sie meinte mit dem Campingcarnet gibt's bei der Maut und den Fährkosten Rabatt. Gut zu wissen! | |
10.08.2009 |
Kurz vor acht aufgestanden. Brötchen kosten 14,50 SEK. Die Jugendgruppe ist schon unterwegs. Mit zwei Östereichern gesprochen. Die sind von Sassniz mit der Fähre nach Trelleborg für 100€. Sie wollen im Gotland Urlaub machen. Ich bin nach Trelleborg gefahren und habe Geld getauscht. Für 500€ habe ich 4847SEK bekommen. Dann habe ich getankt. Auch so ein kleines Abenteuer: an der ersten gab's nur Diesel und V-Power gegen Cash. An der zweiten gar nichts und an der dritten konnte ich schließlich tanken. Auf dem Platz habe ich fertig gepackt und bezahlt. Ich bin jetzt auf einem Campingplatz am Meer nördlich von Kalmar. Der Platz liegt direkt am Strand zum Sund. Gegen sieben bin ich angekommen. Bis jetzt habe ich 1750 km auf dem Tacho. Wie immer: nach dem Anmelden Zelt aufstellen, einrichten, duschen gehen und dann für Essen und Trinken sorgen. Den Skandinaviern fällt auch immer wieder etwas ein, den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Das internationale Campingcarnet gilt hier nicht. Die haben ein eigenes. Und ohne kann man nicht bleiben. Kostet 130SEK das Übernachten 115SEK. Fürs Duschen muß man zwei SEK in den Automaten werfen. Für drei Minuten ...auch wenn man kein Wasser zapft. Für's Essen habe ich nur Tiefkühl-Bratkartoffeln gefunden. Das erste Mal die Mückenspirale benutzt. Sie wirkt. Es ist schon dunkel, als ich das Essen mache. Dank meiner Leuchtstofflampe ist es ausreichend beleuchtet. Bis jetzt habe ich noch keine Einkaufsmöglichkeiten neben dem dürftigen Angebot der Campingplätze gefunden. Es scheint nur die großen Einkaufszentren zu geben. Die Tiefkühl-Bratkartoffeln kann man essen; selbstgemachte wären aber besser. Jetzt ist es elf und ich gehe ins Zelt. | |
11.08.2009 |
Es ist frisch um 7:45 Uhr. Im Osten ist es klar, aber im Westen sind dunkle Wolken. Ich mache mein Frühstück. Dann fallen die ersten Tropfen, zuerst nur ganz wenig. Aber es regnet sich ein. Das Tarp ist sehr nützlich. Eine Nummer größer wäre aber nicht verkehrt. Bis Stockholm sind es knapp vierhundert Kilometer. Ich werde mich nachher entscheiden was ich tue: bleiben, bis Stockholm fahren und Rudi besuchen oder bis Norrköping und dort zelten. Während des Regens laufen hier ständig kleine beige Vögel mit dunkler Brust und heller Schwanzspitze herum. Es klart langsam auf und ich mache mich gleich auf die Socken Richtung Norrköping. | |
12.08.2009 |
Es ist kälter geworden heute nacht. − Ich bin um kurz vor acht aufgewacht und aufgestanden. Hier gibt's keine Lebensmittel zu kaufen. Jedenfalls nicht um Viertel nach acht. Also nur Spiegeleier mit Speck und Kaffee zum Frühstück. Der Platz liegt direkt am Wasser. Das Wetter ist ok. Sonne, Wolken und Wind bei fünfzehn Grad. Aber der Regen ist angekündigt. Mein nächstes Ziel ist Sizilien, da ist es wenigstens wärmer. ;-) Die Fliegen sind lästig. Mit Mücken hatte ich noch keine Probleme. Ich sitze hier, und die Vögel laufen im Gras herum und suchen Nahrung und kommen ganz nahe. Ich habe alles trocken eingepackt. Auch das Tarp, das ich gestern nass einpacken musste, konnte ich trocknen. Im Hintergrund höre ich immer ein Grummeln, bis mir klar wird, dass es ein hereinziehendes Gewitter ist. Nach dem Auschecken bin ich losgefahren und kaum hatte ich die ersten 500 m hinter mir, fing es an zu regnen. Durch die Goretex-Kleidung bin ich geschüzt. Aber die beiden Rucksäcke brauchen noch ihren Regenschutz. Bei der nächsten Haltegelegenheit erledige ich das. Und die Fahrt geht weiter durch Regen und wieder Trockenheit. Unterbrochen durch eine Tankpause in Nyköpingsbro. Der Straßenbelag hat gelegentlich eine Farbe, bei der man denkt: nicht bremsen .. kein Gas geben .. und keine Schräglage. Der erste Stau durch einen Unfall in Schweden, der mich aufhält und kurz danach ein Stau wegen einer Baustelle. Und dann Stockholm zur Rushhour. Das ist die Katastrophe pur. Mehr stehen als fahren. Immer wieder stelle ich den Motor ab, damit die Q nicht zu heiss wird. − Und endlich habe ich den Großstadt-Moloch hinter mir und bin auf dem Weg nach Älfsala zu Rudi und Arnevie, unseren Freunden. Nach 2280 km seit Abfahrt zu Hause bin ich in da. Ich hoffe dass der endlose Stau keinen Schaden angerichtet hat. In Rudis Garage stelle ich fest, dass die Q etwas Öl verliert. Es war nicht, wie geplant Kaffeezeit, sondern Abendbrotzeit, als ich in Älsala ankam. Arnevie hatte Kartoffelsalat gemacht. Dazu gab's Rostbeaf. Und zum Nachtisch Erdbeeren mit Schlagsahne. Das erinnerte mich an unsern Besuch vor neunundzwanzig Jahren. Es war lecker, aber kalt. Später sind wir spazieren gegangen und dann haben wir bei einem guten Tropfen zusammen gesessen und geredet. Ich schlafe im Möcki (Anm.d.Webmasters: finnisch: ein sehr einfaches Holzhaus - meist Ferienhaus). | |
13.08.2009 |
Die erste Nacht im Möcki verbracht. (Anm.d.Webmasters: finnisch: einfaches Holzhaus/Ferienhaus). Ich bin für zwei Tage bei Freunden in Älfsala, nordöstlich von Stockholm. Nach dem reichlichen Frühstück sind wir mit dem Mercedes SLK durch die Schären gefahren, haben uns einen Golfplatz angesehen und im Bootshafen zu Mittag gegessen. Anschließend sind wir mit dem Volvo nach Stockholm gefahren, verschiedene Sehrenswürdigkeiten angesehen und im Museum für moderne Kunst Kaffee und Kuchen genossen. Bis jetzt war es schönes Wetter. Dann fing es an zu regnen. Und zwar ziemlich heftig. Und die weiteren Aussichten sind auch eher trübe. Im Moment will ich erst einmal abwarten wie sich das Wetter weiter entwickelt und dann entscheiden was ich mache. Es sollte keine Unterwasserfahrt werden. Zu Abend waren wir wieder in Älfsala und haben nach dem Abendbrot noch eine Zeitlang zusammengessen und über die weiteren Aussichten geredet. Die Wettervorhersage ist nicht erfreulich. −Ich bin vierzehn Tage zu spät dran. Und an den ersten fallenden Blättern erkennt man den nahenden Herbst. | |
14.08.2009 |
Ich bin bis Hudiksvall gefahren insgesamt sind es jetzt 2650 km. Bis zum Nordkapp sind es noch 1100 km Luftlinie, auf der Straße ungefähr 1500 km. Heute morgen hat es noch geregnet. Aber während des Frühstücks klarte es auf und die Sonne kam raus. Ich bin dann weiter Richtung Norden gefahren, in Oskar-Fredriksborg habe ich zweimal die Fähre benutzt um nach Vaxholm zu kommen. Und die sind sogar kostenlos! In Stockholms Län ist soviel Wasser, daß nicht alle Straßen Brücken haben. Die Fahrt ging dann weiter über Landstraßen, Autobahnen und Pisten. Auf dem Camingplatz habe ich mir eine geeignete Stelle gesucht und mein Zelt aufgestellt. Mittags hatte ich in einem Restaurant gegessen und auf der Terrasse gesessen, weil es schönes warmes Wetter war. Jetzt sitze ich vor dem Zelt mit einem Brot und einer heissen Tasse Kaffee. In die Sanitäräume kommt man nur mit einem Code, den man beim Einchecken bekommt. Sobald die Sonne untergeht, wird es empfindlich kalt. Aber dafür habe ich warme Sachen mit. Nur Regen ist von Übel. Besonders wenn er Tage dauert und es dabei kalt ist . | |
14.08.2009 |
Standort: zur Route | |
15.08.2009 |
Diese Nacht ist die Temperatur in den einstelligen Bereich gesunken. Ich habe mir nachts den zweiten Schlafsack dazugeholt, dann wurde es wieder gemütlich. Aufgestanden bin ich um Viertel nach sieben; die Kälte forderte ihren Tribut. Das Pärchen neben mir war wohl ziemlich verfroren. Sie setzte sich mit Anorak schmollend ins Auto. Er baute das Zelt ab, legt es notdürftig zusammen und dann fuhren sie ab. Ich mache mir Frühstück und die heissen Spiegeleier mit Speck und der heisse Kaffee tun gut. Die erste Gaskartusche ist leer. Auf dem Platz haben sie keine. Die Frau, die ich frage, will lieber deutsch als englisch reden. − Sie lebt seit dreiundzwanzig Jahren hier. Jetzt um Viertel nach neun scheint die Sonne über die Baumwipfel und es wird langsam wärmer. Nach den Vorhersagen zu urteilen, ist es hier in Hudiksvall kälter als weiter im Norden. Es ist trocken und die Aussichten sind gut. Das ist wichtiger als die Temperaturen. Es ist eine schöne Strecke und schönes Wetter; aber deutlich kälter als in den letzten Tagen. Bei jeder Pause ziehe ich ein weiteres warmes Teil an. Auf einem Parkplatz kommt ein Holländer, der auch ganz nach oben in den Norden will. Er fährt eine Yamaha. Wir unterhalten uns eine Weile und dann fahre ich weiter. In Örnsköldsvik habe ich eingekauft. Leider gab's im einzigen Supermarkt (Lidl) nur Fleisch im Großpack. In diesem Ort gibt es etliche Kfz-Werkstätten. Ich konnte aber noch nicht feststellen, ob die auch Motorräder reparieren. Der Ölverlust ist nicht vom Motor sondern vom Getriebe. Es tropft an der Schalthebelachse. Ich kann den Ölstand nicht kontrollieren. Ich bin dann weiter die E4 bis Mosjön. Dort habe ich einen schönen Campingplatz gefunden. Hier werde ich erst mal ein paar Tage bleiben, bis ich geklärt habe, wie es weitergeht. Heute war zwar schönes Wetter. Die Wetteraussichten sind aber nicht die besten. Zur Zeit (um Viertel nach zehn) sind es neun Grad. Sobald die Sonne um kurz nach acht hinter den Baumwipfeln verschwindet, wird es schnell kälter. Dann ziehe ich nach und nach alle warmen Sachen an. Noch knapp 1200 km bis zum Kap. − Bis jetzt bin ich etwas mehr als 2900 km gefahren. Ich habe mein Zelt auf einer großen Wiese aufgestellt. Der Platz ist terrassenförmig angelegt und jede Fläche nur über eine Böschung zu erreichen. Mit der GS natürlich kein Problem. Unterhalb des Platzes ist ein See. Obwohl ich bis jetzt in Schweden fast immer die Küstenstraße gefahren bin, habe ich selten das Meer gesehen. Es sind sehr viele vorgelagerte Inseln und Buchten, die einem den Blick aufs offene Meer vewehren. Aber die Landschaft bietet immer wieder traumhafte Ausblicke. | |
15.08.2009 |
Standort: zur Route | |
16.08.2009 |
In der Nacht, so um zwei, hat es angefangen zu regnen. Dabei war der Abend so schön, dass er keinen Regen erwarten ließ. Es ist ein Landregen, der sich dauerhaft anfühlt. Morgens kam noch Sturm hinzu. Das Zelt steht zwar sicher, aber trotzdem habe ich eine zusätzliche Sturmsicherung angebracht. Bis auf eine kleine Stelle, an der ich im Schlaf die Innenhaut an die Aussenhaut gedrückt habe, ist das Zelt dicht. Ich habe gut geschlafen. Aber heute am Sonntag werde ich nichts klären können. Ich sitze jetzt im Vorraum zu den sanitären Anlagen; das Restaurant ist erst ab zwölf geöffnet. Ansonsten gibt's hier weit und breit nichts. Der Camping-Platz liegt direkt an der E4 und hier ist auch ein Parkplatz für Reisende und Trucker. Wegen des Regens kann ich auch nicht wie geplant meine Sachen waschen. Für die nächsten zwei Tage ist Regen angesagt, dann soll es aber wieder trocken und etwas wärmer werden. Allerdings sinken die Nachttemperaturen im Norden bis an die Frostgrenze. Eben hat der Regen nachgelassen, fast bis zum Stillstand. Aber er macht dann doch weiter. Später kamen doch noch ein paar Gäste. Es scheint, als ließe der Regen tatsächlich nach. Nach dem Essen (gut und reichlich für 150SEK) habe ich das Tarp aufgespannt. Dann bin ich am See spazieren gegangen. Es ist sehr schön hier, auch bei diesem schlechten Wetter. Das Problem ist die Nässe. Aber noch ist es im Zelt trocken. Und den Sachen, die nass geworden sind, schadet es nicht. Allerdings ist es besser, wenn ich sie trocken einpacken kann. Eben sah ich eine Honda aus Rastatt vor einer Hütte stehen. Das ist dann die Lösung, wenn gar nichts mehr geht. Vielleicht treffe ich die Typen ja im Restaurant. Dahin gehe ich auch zu Kaffee und Kuchen. Und anschließend habe ich eine Limonade getrunken. Alles für fünfzig SEK. Von dem oder denen (ein Bike ohne Koffer) hat sich keiner sehen lassen. Ich habe die Checkliste überarbeitet. Morgen fahre ich zur Werkstatt. Dann werde ich sehen, ob ich Hilfe kriege. Erst wenn das erledigt ist, kann ich weiterplanen. Laut Wetterprognose wird es noch bis morgen regnen. Zwischenzeitlich hat es immer mal aufgehört und wieder angefangen. Der Wind hat sich gelegt. Es ist nicht wärmer als elf Grad geworden. Zeit ist etwas sehr Relatives. Es ist wie warten auf Godot. Gestern war hier noch Leben; heute ist der Platz wie ausgestorben. Die meisten Camper sind weg. Mein Zelt ist das einzige. Ansonsten stehen noch ein paar Wohnwagen rum. Nur ganz wenige Leute sind da. Jetzt warte ich auf mein Abendessen. Anschließend werde ich noch ein Bier trinken, falls es so etwas hier gibt. Dann habe ich nicht nur mein Bier, sondern auch ein paar Adressen von speziellen Motorradwerkstätten. Ich bin jetzt wieder der einzige Gast.. | |
17.08.2009 |
Ich bin um sieben aufgewacht und aufgestanden. Der Tag verspricht schön zu werden. Nach der morgentlichen Toilette habe ich gefrühstückt. Anschließend habe ich aufgeräumt und die nassen Sachen zum Trocknen aufgehängt und ausgelegt. Dann bin ich nach Örnsköldsvik gefahren. Bei der ersten Werkstatt kannten sie jemanden, der das konnte. Der hatte seine Werkstatt nebenan und auch sofort angefangen. Ich hoffe, das klappt. Ich sitze hier in der Sonne und warte auf das - hoffentlich - gute Reparaturergebnis. Zwischenzeitlich war der Typ mal weg: jetzt ist er gerade wiedergekommen. Er fährt übrigens einen BMW. Die Welle ist gedichtet, Motoröl geprüft, Getriebeöl nachgefüllt. Bezahlt habe ich 1471SEK. Das sollte jetzt erst einmal eine Zeitlang halten. Wieder auf dem Platz habe ich zuerst einmal die ölnassen Stellen saubergemacht und dann habe ich Wäsche gewaschen und aufgehängt. Anschließend habe ich im Restaurant zu Mittag gegessen. Bei der Kontrollbesichtigung der Q war noch alles trocken. Aber ich wollte kein Risiko eingehen und bin zum Einkaufen nach Örnsköldsvik gefahren. Unterwegs roch ich schon heßes Öl; leider hat die Reparatur nichts gebracht. Und die Werkstatt war auch schon zu. Also wird es vorerst nichts mit der Weiterfahrt. Ich habe an Karin und Rudi gemailt. Mein Navi gibt mir nur Adressen von BMW-Werkstätten in Stockholm. | |
18.08.2009 |
Die Nacht war mit vier Grad die bis jetzt kälteste. Um sechs kam die Sonne hoch und es sah nach einem schönen Tag aus. Später wurde es diesig, blieb aber trocken. Gegen Mittag kam die Sonne raus. Nach dem Frühstück bin ich wieder zur Werkstatt gefahren und habe die Arbeit reklamiert. Er hat mir knapp die Hälfte des bezahlten Preises zurückgegeben. Der andere Typ hat dann den Mechaniker geholt und der hat versucht mit Dichtmasse das Problem in den Griff zu bekommen - vergebens. Ich bin dann zum Platz zurück und habe gepackt und mich auf den Weg nach Umeå gemacht. Dort gibt es eine BMW-autorisierte Werkstatt namens 2Wheel. Die haben den Slogan: 4Wheel move your Body; 2Wheel move your Soul. Das ist schon mal eine gute Aussage. Die Werkstatt sieht auch nach Motorradwerkstatt aus und die Typen passen dazu. Erst meinte der Werkstattmeister, er müsse das Ersatzteil besorgen und am Donnerstag könne die Arbeit gemacht werden. Aber dann haben die das Ersatzteil doch irgendwie hergezaubert und bauen es jetzt auch ein. Um halb fünf! Jetzt warte ich auf das hoffentlich gute Ergebnis. Nachher muss ich mir noch einen Campingplatz suchen. Das Navi gibt mir welche in über hundert Kilometer Entfernung an. Beim Anfahren der Stadt habe ich aber Schilder auf nähere gesehen. Ungefähr eine halbe Stunde, dann war der Typ fertig. Und als ich die Rechnung kriegte, war ich bass erstaunt: 519SEK, das ist etwas mehr als ein Drittel dessen was ich gestern zahlen musste. Ich hoffe, das Ergebnis ist besser. Hier in der Stadt ist auch ein Campingplatz, auf dem ich jetzt bin. Als das Zelt stand, merkte ich, das es wohl eine Feuchtwiese ist. Beim Knien wurden selbige nass. Egal, ist ja nur für eine Nacht. Muss ich eben aufpassen. Und das Zelt ist ja dicht. Bis hier bin ich 3.130 km gefahren. Und ausser dem Getriebeölverlust keine größeren Probleme. Jetzt um 21:00 Uhr ist die Temperatur auf dreizehn Grad gefallen. Für die Nacht sind neun Grad angesagt, richtig warm gegen letzte Nacht. In Schweden ist der Sommer vorbei. Auf diesem Campingplatz gibt es ein Restaurant − aber geschlossen. Es ist auch nicht viel Betrieb hier. Dabei wirbt der Platz damit, das ganze Jahr geöffnet zu haben. Wenn die Sonne hinter den Bäumen verschwindet, kurz nach sechs, wird es schlagartig empfindlich kalt. So um neun hörte ich ein Grummeln un Krachen; es war aber kein Gewitter, sondern ein Feuerwerk, von dem hier aber nichts zu sehen war. Morgen fahre ich weiter nach Luleå. Draussen wird es mir zu kalt, also werde ich mich in den Schlafsack verkriechen. | |
19.08.2009 |
Um kurz nach sieben aufgewacht und aufgestanden. Die Sonne scheint von einem blauen Himmel. Aber es ist mit neun Grad noch empfindlich kalt. Kurz nach Mittag werden es fünfzehn. Während des Frühstücks sehe ich drei seltsame Typen im Gänsemarsch den Platz verlassen. Sie ziehen Koffer hinter sich her und tragen rote Frackjacken. Der letzte kann kaum gerade gehen; die sind wohl vom gestrigen Schützenfest übriggeblieben und haben den Rest der Nacht auf dem Campingplatz verbracht. Nach einem ausgiebigen Frühstück bin ich zum Einkaufen gefahren. Diese Einkaufszentren auf der grünen Wiese sind gar nicht so leicht zu erreichen, wenn man sich nicht auskennt. Man denkt, man ist da, aber das ist nicht so, man muss erst noch durch drei Kreisverkehre und um vier Ecken, dann hat man es - vielleicht - geschafft. Und dann stellte ich mit Schrecken fest, dass die Q immer noch tropft. Also bin ich wieder zur Werkstatt und der Typ meinte, das kriegen wir gebacken. Ich solle um eins wiederkommen. Also habe ich noch ein paar Sachen erledigt und jetzt sitze ich hier und die schrauben. Endlich habe ich auch Gas in Kartuschen bekommen. Ich sah mich schon ohne Kochmöglichkeit im Kalten sitzen. Immer wenn ich auf einem Campingplatz gefragt hatte, war die Auskunft, das bekäme ich im Campingzubehör. Aber da war bisher immer Fehlanzeige. Der Werkstatttyp meinte, ich müsse zur Tankstelle. Und das war's auch. Man muß eben wissen, wo man was bekommt. Andere Länder, andere Sitten. Auch die Supermärkte sind ganz anders sortiert. Es dauert bis man findet, was man sucht. Auf der Rückfahrt nach Umeå fiel mir meine Schwedenreise von vor neunundreißig Jahren ein. Umeå wird mein zweites Jönköping. Damals war's das Getriebe von einem DKW für dessen Reparatur die Werkstatt über eine Woche brauchte. Wie lange ich diesmal in Umeå bleibe, weiß ich noch nicht. Morgen kann die Werkstatt die erforderlichen Ersatzteile bestellen und sie will auch mit BMW sprechen, wo das Problem liegt. Ich habe mich auf dem gleichen Campingplatz wieder eingerichtet, mir aber einen besseren Zeltplatz ausgesucht. Eben habe ich mir ein Kotelett in die Pfanne gehauen und dazu gibt es Paprika,Tomate und Knäckebrot (anderes gescheites Brot habe ich noch nicht gefunden). Wahrscheinlich werde ich mindestens die nächsten beiden Tage hier verbringen, vielleicht auch übers Wochenende hier bleiben. Um neun wird es wieder sehr kalt. Es sind jetzt neun Grad. Tags war es mit achtzehn Grad in der Sonne sehr schön warm. Ich habe jetzt rund 3300 km auf dem Zähler, bin aber durch das Getriebeproblem nicht viel weiter gekommen. Ich werde die Zeit nutzen und mir die Stadt ansehen. | |
20.08.2009 |
Um sieben aufgestanden. Die Temperatur beträgt jetzt sechs Grad; geradezu warm nach einer Nachttemperatur von null Grad. Es ist bedeckt, aber trocken. Jetzt erst einmal ein kräftiges Frühstück mit Spiegeleiern und Speck und Kaffee. Die spanische Familie, die gestern mit großem Aufwand ihr Zelt neben meinem aufgestellt hat, ist direkt am Morgen, ohne Frühstück wieder abgezogen. − Solche Sommertemperaturen sind denen fremd. Aber das ist auch für uns zumindest gewöhnungsbedürftig. Und da der Wind stärker wird und auch schon einige Tropfen gefallen sind, habe ich das Tarp aufgespannt. Dann bin ich zur Werkstatt gefahren. Die wollen jetzt einen Simmering (ich denke: das ist es, was sie als "Box" bezeichnen) mit kleinerem Innenmaß einbauen. Sicher, ob es dann dicht ist, ist er nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gegeben. Die Alternative wäre: das Getriebe ausbauen, zerlegen und die inneren Verschleißteile erneuern. Jetzt steht die Q in der Werkstatt. Dort traf ich einen anderen GS-Fahrer; einen Schweden, der auch deutsch sprach. Er hatte allerdings eine neue und keine 21jährige. Wir haben uns eine Zeitlang unterhalten. Inzwischen bin ich zu dem Einkaufszentrum gegangen. Nach der Mittagspause wollen sie den Ring austauschen. Wenn die Reparatur jetzt erfolgreich ist, fahre morgen weiter. Bis jetzt ist es trocken geblieben. Es weht ein leichter Wind, der gelegentlich böig auffrischt, bei fünfzehn Grad. Für Samstag ist hier Regen angesagt. Das Wetter im Norden ist besser, auch die Aussichten. Jetzt sitze ich hier bei Coop im Bistro und esse das Tagesgericht für siebzig SEK. Heute gibt's Kötbullar. Zum Tagesgericht gehört auch immer ein Salat vom Buffet, Brot und eine Tasse Kaffee. Man fühlt sich fast wie bei IKEA. Wenn man dasitzt und die Leute vorbeigehen, sieht man die gleichen Typen wie zu Hause. Fastfood ist auch in Schweden sehr weit verbreitet. Nach dem ausgiebigen Mittagessen habe ich noch ein paar Kleinigkeiten gekauft. Jetzt um Viertel vor zwei warte ich in der Werkstatt auf den Abschluß der Arbeiten an der Q. Der Werkstattmeister sagte mir gerade, dass sie noch eine andere undichte Stelle gefunden hätten. Und zwar die Ölkontaktschraube; sollen sie direkt mit machen. Das war mir auch schon aufgefallen, zuerst hatte ich es für die Ursache gehalten. Damit hätte ich auch leben können. Der Verlust dort ist gering, betrifft das Motoröl, das ich ständig kontrollieren kann. Die Sicherung für die Hupe, woran auch die Heizgriffe hängen, ist defekt. Sollen sie auch erledigen. Als die mit den Arbeiten fertig waren, hat der Werkstattmeister eine Probefahrt gemacht. Er kam wieder und war zufrieden; ich auch. Von der Werkstatt bin ich zum Campingplatz gefahren und dann wieder ins Einkaufszentrum und bis jetzt ist alles ok. Also steht der Weiterfahrt morgen nichts im Wege. − So jetzt sitze ich hier im Bistro und habe mir ein Teilchen und eine Tasse Kaffee für vierzig SEK gegönnt. Bei Coop - das ist nicht nur ein Supermarkt wie bei uns, da gibt's fast alles, von Lebensmitteln bis zum Aufsitzrasenmäher - habe ich mir einen Windschutz gekauft. Ich suchte Stangen für das Tarp, die sind ganz hilfreich, wenn keine Bäume da sind. Solche hatten sie nicht, aber eben einen Windschutz mit vier solchen Stangen für einen Preis von 129SEK, das sind rund dreizehn Euro. Weil hier ein heftiger Wind geht, habe ich das auch gleich ausprobiert. Es ist heute richig gemütlich draussen zu sitzen. Bis auf ein paar Tropfen ist es trocken geblieben. Die Tagestemperatur ist auf achtzehn Grad gestiegen; heute nacht sollen es vierzehn Grad werden. Das ist ein gigantischer Anstieg gegenüber letzte Nacht. | |
21.08.2009 |
Es war eine stürmische Nacht bei vierzehn Grad. Ich bin um halb acht aufgestanden. Es ist immer noch sehr windig, die wenigen Wolken ziehen sehr schnell; die Sonne scheint wärmend. Ich habe gut gefrühstückt. Jetzt alles einpacken und die Fahrt geht weiter gen Norden. Der Wind weht immer heftiger und ziemlich böig. Er treibt die Wolken äußerst schnell voran. Und die Wolken werden mehr. Der Wind weht aus Süd, aber am Boden wechselt er ständig die Richtung. Als alles verpackt ist, mache ich mich auf den Weg Richtung Luleå. Beim Fahren muß man ständig auf die Windböen achten, um nicht im Graben oder dem Gegenverkehr zu landen. Am Dienstag war ich bei Kilometerstand 3130 in Umeå angekommen und jetzt fahre ich bei 3250 weiter. Als ich die vor zwei Tagen schon gefahrene Strecke hinter mir habe, sehe ich mir die Q nochmal an: alles ist trocken! Jetzt ist alles wieder im grünen Bereich und ich bin sicher, dass sie mich an mein Ziel bringt. Je weiter man nach Norden kommt, desto größer erscheinen die Wälder. Einige sehen sehr gerupft aus, eher nach Umweltschaden als nach Kyrill. Wenn sich die Straße unter einem abspult, wird deutlich, wie groß das Land ist. Nach 3630 km bin ich auf einem Campingplatz bei Harads zwischen Luleå und Jokkmokk angekommen. Hier in den Bergen hat man kaum eine Chance, einen ebenen Platz zu finden. Ich habe einen ganz brauchbaren gefunden und mein Zelt aufgeschlagen. Kaum fing ich mit dem Aufstellen an, kam der Regen. Also habe ich gleich das Tarp mit aufgebaut. Anschließend habe ich hier ganz gut gegessen. Jetzt sitze ich im Zelt und höre dem Regen zu. Die Restaurants schließen so früh, das man da nicht in Ruhe sitzen kann. | |
22.08.2009 |
Um Viertel nach acht bin ich aufgewacht. Nach den üblichen morgendlichen Verrichtungen habe ich mich auf den Weg nach Kiruna gemacht. Um die Mittagszeit erreiche ich den Polarkreis. In Jokkmokk habe ich getankt und mir ein wenig die Stadt angesehen. Und zu Mittag gegessen. Dann bin ich nach Kiruna weitergefahren. Der Campingplatz macht einen noblen Eindruck. Er wird auch als Kongresszentrum genutzt.− Zurzeit ist hier einer. Es sind überwiegend Hütten auf dem Platz. Für Campingwagen und Wohnmobile stehen einige asphaltierte Flächen zur Verfügung. Für Zelte gibt es Wiesen auf hügeligem Gelände, so dass man kaum eine ebene Fläche ohne Gefälle findet. Nach längerem Suchen finde ich einen einigermaßen geeigneten Platz. Beim Aufstellen des Zeltes werde ich erstmals auf dieser Fahrt von Mücken attackiert. Es sind überwiegend ganz kleine, wie sie auch bei uns an Sommerabenden als Schwarm in der Luft sind. Aber hier wollen sie nicht nur spielen. Man kann sie kaum abwehren. Das Mückenmittel schafft aber Abhilfe. Jetzt sitze ich hier im Restaurant. Wegen eines Kongresses ist die allgemeine Küche geschlossen; zu trinken gibt es aber. Ich lese und schreibe Mails und studiere die Karte und trinke einen Rotwein. Nördlich des Polarkreises ändert sich die Vegetation; weniger in ihrem Aussehen als in ihrer Größe. Die Bäume sind nur noch halb so hoch; je weiter man nach Norden kommt, desto kleiner sind die Bäume. Und hinter jeder Kurve ergibt sich ein neuer fantastischer Ausblick. Teilweise sind mitten in der Straße "Aufwachrillen" eingefräst. Will man als Motorradfahrer nicht permanent durchgerüttelt werden, muss man an der Seite fahren. Die Straßen sind überwiegend in einem guten Zustand; teilweise aber sehr wellig. Dann ist stehen angesagt, will man nicht ständig Schläge ins Kreuz kriegen. Irgendwo auf der Fahrt habe ich meinen Kocher verloren. Heute morgen schloss das Kartuschenventil beim Abnehmen des Kochers nicht. Also habe ich beides aussen festgeschnallt und den Kocher in seinen Beutel gesteckt und zusätzlich angebunden. Bei einer Pause fehlte die Kartusche; der Kocher war noch da. Aber die Freude war zu früh. Das Unterteil war an der Kartusche verblieben. Ich hoffe, ich kriege hier einen neuen. Sollte eigentlich möglich sein, ist schließlich ein schwedisches Produkt. Jetzt sind es noch rund siebenhundert Kilometer Luftlinie bis zum Nordkap. Bis hier bin ich 3950 km gefahren. Kiruna war ein Umweg; morgen fahre ich die fünfzig Kilometer bis Svappavaara zurück und dann weiter nach Norden ein kurzes Stück durch Finnland und dann nach Norwegen in die Finnmark. Aber Kiruna wollte ich unbedingt sehen: es ist die größte Stadt der Welt, flächenmäßig. Die Fahrt nach Kiruna war überwältigend. Da tauchen Berge und Türme in einem eigenartigen Licht auf. Ein unwirkliches Land! Eine fantastische Kulisse. Als würde man vor den Toren von Mordor stehen. | |
22.08.2009 |
Standort: zur Route | |
22.08.2009 |
Am Polarkreis: | |
23.08.2009 |
Die Nacht war mit drei Grad wieder recht frisch. Ich bin um acht aufgestanden. Im Restaurant kann man für 75SEK am Frühstücksbufett teilnehmen. Aber da ist nichts dabei, was mir gefällt. Ich versuche nachher einen neuen Kocher zu kriegen und mache mir dann meine Spiegeleier unterwegs. Ich habe an mehreren Stellen versucht Ersatz zu erhalten. Kartuschen habe ich gefunden, aber keinen Kocher. Ausser einem Riesenteil, das vermutlich mit Flaschen betrieben wird. Irgendwann habe ich die Sucherei aufgegeben. Auch das Suchen nach einem Restaurant gestaltet sich schwierig. In Kiruna war es noch zu früh zum Mittagessen und unterwegs sind sie eher dünn gesäht. Irgendwann bin ich einem Schild gefolgt: die Straße endete in einem Dorf ohne Restaurant. Einen Konsum hatten sie und eine Kirche. Es war wie eine Geisterstadt; keine Seele zu sehen. Also die zehn Kilometer wieder zurück. Einige Kilometer weiter wieder ein Hinweis; diesmal war das Restaurant fast direkt an der Straße. Eigentlich sei geschlossen, aber eine Kleinigkeit könne ich haben. Die Kleinigkeit entpuppte sich als ordenliches Essen. Später stellt sich heraus, dass die Gastwirtin sehr gut deutsch spricht. Das Wetter ist ok. Der Himmel ist mit hellen Wolken behängt, die ständig ihre Gestalt ändern. Wenn die Sonne scheint, ist es ganz angenehm. Die Temperatur liegt bei fünfzehn Grad. Aber die Wolken vermehren sich und werden dunkler. Aber noch ist es trocken. Ich habe jetzt ganz Schweden von Süd nach Nord durchquert. Auf dem Sattel einer Q merkt man, was für ein großes Land dies ist. Je weiter man fährt, desto seltener begegnen einem Menschen. Nach 4150 km bin ich jetzt in Karesuando. Das ist die Grenzstadt im äußersten Norden von Schweden zu Finnland. Und hier habe ich erstmals einen Elch gesehen − allerdings war er ausgestopft. Westlich reicht Schweden noch etwas weiter in den Norden; dort sind jedoch keine Straßen mehr. Außerdem ist der größte Teil dieses Gebietes für Ausländer gesperrt. Auf der finnischen Seite der nächste Ort ist Kaaresuvanto. In Karesuando habe ich getankt. Und der Laden ist ein kleiner Supermarkt. Hier bin ich auch nach einem Kocher fündig geworden. Sogar einen, der deutlich besser ist. Ironie der Geschichte: der alte, halb verlorene, war ein schwedisches Produkt, gekauft in Düsseldorf. Der neue ist ein deutsches Produkt. Und in einer solch weltverlassenen Gegend sündhaft teuer. Jedenfalls kann ich mir jetzt wieder ein richtiges Frühstück zubereiten. In der letzten schwedischen Stadt auf meiner Fahrt habe ich mein Zelt auf einem kleinen Campingplatz aufgeschlagen. Die Mücken sind hier genauso agressiv wie in Kiruna. Aber mithilfe der Mückenspirale und des Antimückenmittels hält sich die Belästigung in Grenzen. Es wird auch immer später dunkel und früher hell. In ein paar Tagen sollte die Sonne gar nicht mehr untergehen. Allzu weit ist es ja nicht mehr. | |
24.08.2009 |
Nach 4435 km bin ich in Alta an der Eismeerküste angekommen. Jetzt sind es noch rund 250 km bis zum Nordkap. Es sind etwa zehn Grad, es ist bedeckt. Kurz nach der Abfahrt war ich in Finnland. Dort sind mir ganze drei Motorräder entgegengekommen. Ich habe den ersten Elch in Skandinavien gesehen, ein Jungtier lief parallel zur Straße. Und dann war ich auch schon in Norwegen. Ich kam an einen Kontrollposten und dachte, der ist aber weit von der Grenze weg; aber das war schon Norwegen. Der nördliche Zipfel von Finnland ist sehr schmal. Die Straßen in Finnland sind beer als in Schweden. Die Landschaft in diesem nördlichen Teil Skandinaviens ist sehr ähnlich. Aber immer wieder für neue überraschende Eindrücke gut. Wälder, Wasser, Tundren und dazu der wolkenverhangene Himmel. Eine wunderschöne Landschaft, aber kalt; zumindest zur Zeit. Und die Einheimischen meinen, der Sommer sei vorbei. Ich bin bei Sonne und bewölktem Himmel losgefahren. Am frühen Nachmittag zog es sich mehr und mehr zu und dann kam der Regen... und hörte wieder auf; hier hatte es auch nicht geregnet, die Straße war trocken. Das wiederholte sich mehrfach. Und dann kamen die Berge vor Alta. Sie erinnerten mich an die französischen Alpen. Der Regen hatte wieder aufgehört und dann weitete sich die Landschaft und ich war in Alta. Als ich mein Zelt aufstellte, fing es leicht an zu regnen. Aber nur kurz und dann blieb es trocken. Zum Abendessen habe ich mir eine Pfanne Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln gemacht; das tut gut nach der Anstrengung. Ich sitze vor dem Zelt und lasse den Tag Revue passieren. Da kommt ein eisiger Wind auf, der mich ins Zelt treibt. Jetzt fängt es wirklich an leicht zu regnen. Die Straßen in Norwegen entsprechen in ihrem Zustand denen in Schweden. Aber sie sind teilweise für Geschwindigkeiten zugelassen, die zu hoch sind. Das kann man eindrucksvoll an den Leitplanken ablesen. Und die Straße ist fast leer, nur hin und wieder begegnen mir Fahrzeuge. Die Orte sind Dutzende Kilometer voneinander entfernt. |
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24.08.2009 |
Standort: zur Route | |
24.08.2009 |
"Dreiländereck": | |
25.08.2009 |
Ich bin kurz nach sieben aufgestanden. Die Nacht war ziemlich kalt. Aber im Schlafsack ist es gemütlich warm. Der Regen hat aufgehört. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber stark strukturiert. Am Horizont kommt das Blau durch. Gleich werde ich die letzte Etappe fahren. Bei einer Tankpause treffe ich Thomas aus München, der will auch zum Kap. Er ist mit einer Susi unterwegs, mit Sportlenker, ohne Packtaschen, mit einer Riesenrolle auf dem Bürzel. Vielleicht treffen wir uns am Kap wieder. Um 16:00 Uhr habe ich nach 4485 km das Nordkap erreicht. 71*10'21". Als erstes habe ich ein Foto gemacht und Karin gemailt. Dann habe ich mir einen Campingplatz gesucht und mein Zelt aufgestellt. Anschließend bin ich nach Honningsvåg gefahren und habe Lebensmittel eingekauft. Als ich zurückkam, habe ich erst einmal heiß geduscht und dann bin ich in den Gastraum des Campingplatzes gegangen und habe als einziger Gast ein Bier für fünfzig NOK, das sind sechs Euro, getrunken. Die Temperatur ist auf sieben Grad gesunken und das ist mir zu kalt, um draußen zu sitzen und zu kochen. Eigentlich wollte ich vorne noch eine Kleinigkeit essen, aber es gab nichts mehr. Die Saison ist eben vorbei. Ich bin der einzige Camper. Ein Wohnwagen ist noch auf dem Platz und ein paar Leute sind in den Hütten. Morgen werde ich die fünfundzwanzig Euro für den Eintritt zum Kap bezahlen. Jetzt um zehn Uhr wird es doch schon dämmerig. − Aber es wird nicht dunkel; die Dämmrigkeit bleibt bis gegen zwei, dann wird es wieder hell. Ich habe mich mit dem Campingplatzbetreiber unterhalten. Bis Ende Juli geht die Sonne gar nicht unter. Weil es so kalt ist, habe ich mich schon in den Schlafsack gelegt und schreibe ein paar Notizen und höre draußen grasende Rentiere; vielleicht ist es aber auch nur der Wind. | |
25.08.2009 |
zur Route | |
25.08.2009 |
"Ziel erreicht": | |
26.08.2009> |
Spätestens um zwei wird es hell. Es ist sehr kalt und gelegentlich regnet es. Einmal werde ich davon wach, als jemand gegen mein Zelt pinkelt. Ich denke, das ist vielleicht ein Rentier. Als ich nachsehe, ist niemand zu sehen. − Der Wind hat das Tarp bewegt und das angesammelte Regenwasser ist auf das Zelt getropft. :-) Ich schlafe nur etappenweise, es ist einfach zu hell, taghell eben. Um halb acht bin ich aufgestanden. Der Regen hat aufgehört. Es ist bedeckt und teil- und zeitweise neblig. Als ich vom Geschirrspülen komme, grasen ein halbes Dutzend Rentiere auf dem Platz. Ich hole die Kamera und versuche sie zu fotografieren. Sie sind zahm, aber wenn man näher kommt doch sehr scheu. Später fahre ich über die Insel und fotografiere. Dann fahre ich zum Ausichtsplateau und bezahle meinen Obulus. Das Tiket hat nämlich achtundvierzig Stunden Gültigkeit, wie ich heute erfahren habe. Ich hatte anfangs gezögert, weil das Wetter zu schlecht war. Für die kommenden Tage ist Wetterbesserung angesagt und bis Freitag abend kann ich jetzt immer wieder hin. Der Campingplatz ist der nördlichste Europas und rund dreißig Kilometer vom Kap entfernt. Auf dem Plateau kann man das Kap und einige nähere Felsen sehen; der Rest verschwindet im Nebel. Ich gehe zu einem Punkt, von dem ich einen guten Blick auf den berühmten Felsen habe, um ihn von dort zu fotografieren. Beim Hinweg sehe ich andere Felsen, die ich auch auf den Film bannen will. Nachdem ich das Kap fotografiert habe, wende ich mich dem anderen Felsen zu: er ist verschwunden. Ich drehe mich zum Kap und sehe es auch nicht mehr. So plötzlich hüllt sich hier alles in Nebel. Ich gehe zur Halle und treffe dort ein Pärchen aus Südfinnland. Die Beiden waren mit einer Triumph unterwegs. Sie haben sich in Lakselv eingemietet. Ansonsten waren keine Motorradfahrer dort. Einige mit Pkw und einige mit Wohnmobil. Dann kam ein Bus und der spuckte die Pauschaltouristen unter sachkundiger Leitung aus. Und ohne zu zögern, verschwanden sie in der Nordkaphalle. Etwa sechs Kilometer vor dem Kap zweigt links der Weg nach Knivskjelodden ab; das Riff ist noch etwa anderthalb Kilometer weiter nördlich. Es ist ein Fußweg über neun Kilometer. Das spare ich mir für besseres Wetter auf. Jetzt sitze ich hier im Restaurant und habe nach einer Pizza (das einzige Angebot) und einer Tasse Kaffee jetzt ein Glas französischen Rotwein vor mir stehen. So ist das in Europa. Eben kam ein Motorradfahrer mit einer 1200er GS und hat eine Hütte gemietet. − Weichei. Das kann man aber bei Spaniern ja verstehen. Die Tagtemperaturen liegen knapp über zehn Grad, die Nachttemperaturen bei vier bis acht Grad. Und hier sehen lassen hat er sich auch nicht. So bin ich wieder mal der einzige Gast. Es regnet, aber es ist nicht mehr so kalt. Ein Schlafsack reicht. | |
26.08.2009 |
Der Felsen am Ende der (europäischen) Welt. | |
27.08.2009 |
Es hat aufgehört zu regnen. Der Himmel ist noch wolkenverhangen, aber belebt und die eine und andere helle Stelle ist sichtbar. Der Biker von gestern abend ward nicht mehr gesehen. Bei diesem schlechten Wetter versuchen offensichtlich alle Leute diesen unwirtlichen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Ich bin dann nochmal zum Plateau gefahren und dort standen vier Bikes. Die GS von dem Spanier auch; ich habe ihn aber nicht gesehen. Zuerst bin ich draußen rumgelaufen und habe alles noch einmal angesehen und fotografiert; heute ist deutlich bessere Sicht. Dann bin ich in die Halle gegangen und habe mich dort umgesehen. Im Café habe ich zwei Franzosen, auch Biker, aus Südfrankreich, getroffen. Wir haben zusammen Kaffee getrunken und uns eine Zeitlang unterhalten. Später sah ich mir noch den Film übers Nordkap an. Als ich dann zum Campingplatz fuhr, war es wieder nebelig und auch der Regen kam zurück. Unterwegs, an der Abzweigung nach Knivskjellodden habe ich noch einmal Rast gemacht. Es sind dort ein Parkplatz und eine Infotafel. Und der Fussweg zur Küste, den man eher ahnen als sehen kann. Es ist also kein gemütlicher Spaziergang. Es ist eine wundeschöne Gegend, nur zu nass und zu kalt; jedenfalls für meinen Geschmack. Wenn man Glück hat, kann man auch ein paar schöne warme Sommertage erleben, wurde mir jedenfalls von Einheimischen berichtet. Trotz aller Widrigkeiten bin ich froh, diese Fahrt gemacht zu haben. Die vielen gewonnenen Erlebnisse und Erfahrungen und auch Begegnungen sind eine bleibende Erinnerung. Heute abend habe ich im Aufenthaltsraum noch ein dänisches Pärchen kennengelernt, die Beiden sind mit Auto und Zelt unterwegs. Jetzt ist meins nicht mehr das einzige auf dem Platz. Und zwei Punkerpärchen aus Deutschland haben sich eine Hütte gemietet; die letzten Nächte haben sie unterwegs im Auto verbracht. Und das wurde ihnen langsam doch zu ungemütlich. Diese Nacht wird wieder kälter. | |
28.08.2009 |
Die angesagte Wetterbesserung ist ausgeblieben; jedenfalls solange ich noch da war. Am Vormittag habe ich mich auf den Weg gen Süden gemacht. Zuvor musste ich noch in Honningsvåg (das ist der Hauptort vom Nordkap) tanken; die einzige Tankstelle auf der Insel. Da sie auf dem Weg liegt, war es auch kein wesentlicher Umweg. Dort habe ich zwei Biker aus Borken getroffen, sie waren auf dem Weg hin. Kurz über viertausend hatten sie schon auf dem Zähler. Das ganze in zwei Wochen. − Kann man machen, muss man aber nicht. Die Fahrt auf der E6 zum und vom Kap geht durch fünf Tunnel und über eine Brücke. Außer dem Nordkaptunnel sind alle frei. Der Nordkaptunnel kostet siebzig NOK, das sind ungefähr 8,50€ (wenn man in Euro zahlt, sind es zehn). Dafür darf man dann dreieinhalb Kilometer nach unten und weitere dreieinhalb Kilometer nach oben fahren. Bei allen Tunneln hat man den Eindruck, man fährt nicht auf einer Straße, sondern ins Bergwerk ein. Die Lüftung besorgt lediglich der Durchzug. Und es ist nass und es kann auch schon mal Nebel sein. Alle Tunnel haben nur eine Röhre; die Straße ist einspurig mit Gegenverkehr. Aber zumindest zu der Zeit, als ich dort war, war Gegenverkehr eher selten. Und dann wieder die Küstenstraße. Wären es zwanzig Grad mehr, wäre es wie an der Cotê d´Azur. Mehr als hundert Kilometer ist auf einer Seite das Meer und auf der anderen der Fels. Der manchmal wie Blätterteig aussieht. Es ist eine schöne Gegend, auch wenn hier nur niedrige Blumen, Kräuter und Gräser wachsen. Man muss schon eine ganze Weile in den Süden fahren bis der erste Baum auftaucht. Und die sind weit davon entfernt, die Größe unserer Bäume zu erreichen. In Karasjok, kurz vor der Grenze zu Finnland habe ich getankt und die letzten NOK in Schokolade investiert. Kurz hinter der Grenze in Karigasniemi bin ich auf einen Campingplatz gefahren. Die Einfahrt ging steil bergab und dann kam eine Rechtskurve. Wegen der tiefstehenden Sonne konnte ich - trotz Sonnenbrille - das nicht so gut erkennen und bin erst einmal stehengeblieben. Dann beim Anfahren rutschte die Maschine auf dem losen Untergrund weg und kippte auf die rechte Seite. Nachdem ich die Rucksäcke abgeladen hatte, habe ich die Maschine wieder aufgestellt. Das sind so kleine Missgeschicke, die eine große Fahrt begleiten. Und wenn nichts Schlimmeres passiert, kann ich damit leben. Der Campingplatz ist in den Bergen an einem See (was in Finnland nicht weiter verwundert, jeder Finne hat seinen See und an den restlichen sind Campingplätze) mit großem Baumbestand. Es sind ein paar Wohnmobile auf dem Platz, der, wie alle Plätze hier im Norden, eine ganze Reihe an Hütten hat. Hier ist das Wetter wie man es sich wünscht: Sonne und angenehm warm. Ach ja, hier gibt's auch wieder ein paar Mücken. Die letzten waren in Schweden. Aber lieber ein paar Mücken, als ständig Temperaturen im einstelligen Bereich. Und zur Feier des Tages bin ich in ein nahelegegenes Restaurant gegangen und habe mir ein gutes Abendessen mit allem was dazugehört, einschließlich eines guten Rotweins, gegönnt.(Anm.Webmaster: Geburtstag am 28. August) Das Lokal ist eine Mischung aus Pub, Spielhalle, Disco und Speiselokal. Mit der Verständigung ist es etwas schwierig, aber es funktioniert. Das Essen war gut, der Wein auch. Die Musik ist ebenfalls ok. | |
29.08.2009 |
Der Himmel ist bedeckt bei zehn Grad. Als ich frühstücke fängt es an zu regnen. Ich spanne schnell das Tarp auf und frühstücke gemütlich weiter. Die Wettervorhersage meldet überwiegend Regen. Es regnet bisher aber nur wenig. Ich packe alles ein und fahre los; am Supermarkt mache ich noch einmal Halt, um einzukaufen. Am Anfang ist die Fahrt genußvoll. Aber dann fängt der Regen an. Mit kurzen Unterbrechungen. Teilweise ist sogar die Straße trocken. Von den fünfhundert Kilometern, die ich heute gefahren bin, hat es vierhundert geregnet. Murphys Gesetz gilt auch in Finnland. Wenn man auf einer langen geraden Straße ein Auto eingeholt hat, kommen die Kurven. Die Finnen scheinen lieber nachts zu fahren. Im Dunkeln sind mir mehr Fahrzeuge begegnet als tags. Den Polarkreis habe ich kurz vor Rovaniemi überfahren. Jetzt, eine Minute vor zehn bin ich auf dem Campingplatz von Tornio angekommen. Ich miete eine Hütte. Ein paar Kilometer weiter ist Haparanda. Bis jetzt bin ich 5750 km gefahren. Der Regen hat aufgehört. Als ich vom Duschen komme, klart es auf. Der Sternenhimmel ist zu sehen. Dann hat sich die weite und lange Fahrt heute doch gelohnt. Ich sitze jetzt hier in meiner Hütte und trockne meine Sachen. Morgen werde ich an der Küste weiter nach Süden fahren. Im Landesinnern fährt man durch endlose Wälder und immer wieder an Seen vorbei. Da waren die Landschaften in Schweden und Norwegen abwechslungsreicher. | |
30.08.2009 |
Es regnet. Das ist das erste Geräusch, das ich bewußt wahrnehme, als ich aufwache. Es ist sieben und ich bin noch müde und schlafe weiter. Um halb neun regnet es immer noch. Ich kriege keine Verbindung zum Internet. Ich frühstücke. Die Hütte hat auch einen Kocher, aber kein Wasser. Gleich muss ich das Motorrad rumdrehen. Der Parkplatz ist eine Sackgasse; nach vorne nur Sumpfwiese. Und das möchte ich mit der beladenen Maschine nicht riskieren. Der Waschraum muss magische Wirkung haben. Als ich von dort zurückkomme hat der Regen aufgehört und die Sonne scheint. So bin ich also guten Mutes bei schönem Wetter losgefahren. Ich habe mich aber für das Binnenland entschieden. Die letzten Wetterberichte sprachen dafür. Nach etwas über dreihundert Kilometer habe ich auf einem schönen Campingplatz in der Nähe von Iisalmi mein Zelt aufgeschlagen. Hier scheint die Sonne und wenn das so bleibt, kann ich morgen waschen und meine Sachen in Ordnung bringen. Mein Schlafsack und meine Matte sind nass. Bei der Matte ist das kein großes Problem, die kann ich abtrocknen. Der Schlafsack braucht eine Zeitlang bis er trocken ist. Es ist mit vierzehn Grad auch nicht sehr kalt; heute nacht soll es auf zehn Grad abkühlen. Das sollte auch mit dem zweiten, dünneren Schlafsack gehen. Beides, sowohl Matte, als auch Schlafsack waren in zwei wasserdichten Beuteln verpackt. Und so transportiere ich sie schon immer und nie ist etwas passiert. Aber irgendwann ist immer das erste Mal... Wasser findet immer einen Weg. Ich stelle mein Zelt an eine winkelförmige Hecke, so habe ich Sicht- und Windschutz. | |
30.08.2009 |
zur Route |
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31.08.2009 |
Ich habe einigermaßen geschlafen. Es war ausreichend warm, aber nicht gemütlich. Im dünnen Schlafsack habe ich Socken und die Motorradunterwäsche getragen. Mit dem dicken Schlafsack habe ich mich zugedeckt. So konnte ich ganz gut schlafen und der Schlafsack konnte trocknen. Die Sachen sind jetzt alle trocken. Der angesagte Regen ist noch nicht da. Die Sonne hat auch mal kurz guten Tag gesagt. Ich fahre gleich weiter in Richtung Süden. Das ist in Mittelfinnland um diese Jahreszeit auch angesagt. Vorher muss ich mich noch um die Q kümmern. Die Blinker sind ausgefallen; wird wohl die Sicherung sein. Aber ich habe keinen Imbus an meinem Leatherman. Also muss ich das auf später verschieben. Jetzt steht eine andere Entscheidung an. − Es regnet. Bleibe ich oder fahre ich. Hier in Mittelfinnland ist es oft nicht möglich ins Internet zu kommen. Der aktuelle Wetterbericht sagt für heute und morgen Regen voraus. Mein Bedarf an Wasserfahrten ist fürs erste gedeckt. Also bleibe ich. Meine Sachen sind trocken und ich sitze trocken und warm im Zelt. In einer Regenpause spanne ich das Tarp auf. Der Platz ist von jeglicher Ansiedlung recht weit entfernt und das Unerhaltungs-Angebot ist gleich null. Es ist fast niemand hier. Bis nach Hause habe ich noch etwa zweitausendfünfhundert Kilometer und mindestens eine Überfahrt. Google schlägt über Turku, eine Hafenstadt hundertfünfundsechzig Kilometer westlich von Helsinki vor, dann mit der Fähre nach Stockholm. Dann Norrköping, Jönköping und Vogelflugroute. Ich will aber über Helsinki, von dort mit der Fähre nach Tallin. Dann weiter über Riga, Kaunas, Warschau, Berlin. Die erstere ist laut Google etwa zweitausenzweihundert, die andere etwa zweitausendsiebenhundert. Bei dem derzeitigen Wetter ist mein Bestreben, so schnell wie möglich in eine Gegend zu kommen, wo besseres Wetter ist. Außerdem will ich spätestens am 15. September wieder zu Hause sein. Bei einer täglichen Strecke von dreihundert Kilometern brauche ich neun bis zehn Tage, je nach Wartezeit bei der Fähre. So bleiben mir fünf Tage Reserve. Es hat fast den ganzen Tag geregnet. Ich sitze hier gemütlich unter dem Tarp. Zu Mittag habe ich mir ein saftiges, zartes Steak gebraten. Eben hatte ich Kaffee und Kekse und nachher mache ich mir eine Pfanne Bratkartoffeln. Am Nachmittag wollte ich zu Fuß nach Iisalmi zum Einkaufen. Nach einer halben Stunde Marsch bin ich umgekehrt. Der Regen hatte aufgehört und mir wurde es mit meiner Motorradjacke zu warm. Und von der Ortschaft war noch nichts zu sehen. Als ich wieder auf dem Platz war, kam der Regen wieder. Jetzt regnet es und die Sonne scheint. April in Finnland. Dazu gibt's einen Regenbogen. Es ist einsam hier, der Pub hat geschlossen und im Kiosk, in dem auch die Rezeption ist, gähnen einem die leeren Regale an. Kaum, dass man Zeit hat sich über den blauen Himmel und die Sonne zu freuen, ist er schon wieder wolkenverhangen. Aber es regnet nicht. Und kurze Zeit später war er wieder klar. Zur Zeit kann ich wieder nicht ins Netz. Das letzte Mal ging es heute vormittag. Ich kann mich immer mehr mit dem Gedanken anfreunden, bis Helsinki zu fahren und dort nicht die Fähre nach Tallin sondern nach Rostock oder Travemünde zu nehmen. Ansonsten wird der Rest der Fahrt ein Wettlauf mit der Zeit und das möchte ich unbedingt vermeiden. Die Baltischen Staaten kann ich auch später besuchen, denn mehr als eine Durchfahrt sollte eine Reise dahin schon sein. Abends wird es sehr frisch, so dass ich schon recht früh ins Zelt gehe und mir auf der Karte mögliche Routen ansehe. Auch nach zweiundzwanzig Uhr ist es noch trocken. | |
01.09.2009 |
Seit drei oder vier Uhr nachts regnete es. Es ist acht und ich stehe auf. Es sind dreizehn Grad. Der Regen lässt etwas nach; für morgen ist Sonne mit über zwanzig Grad angesagt. Ab Freitag soll es wieder regnen. Ich werde die Sonnentage für die Fahrt nach Helsinki nutzen. Der Regen hat aufgehört. Ich gehe zum Kiosk und kaufe das letzte Paket Knäckebrot. Bis jetzt bin ich 6100 km gefahren. Um eins hört der Regen auf und die Sonne kommt gelegentlich raus. Ich hatte meine Leibwäsche gewaschen, in der Hoffnung, dass sie bis morgen trocken ist. Heute habe ich das zweite Steak in die Pfanne gehauen. In den Märkten findet man nur fertig verpacktes Fleisch; und die kleinsten Packungen, die ich bis jetzt gefunden habe, sind welche mit zwei Stück. Das ist bei den Temperaturen auch kein Problem, da wird der Kühlschrank überflüssig. Dann bin ich zum Einkaufen und Tanken nach Iisalmi gefahren. Erst an der dritten Tankstelle konnte ich tanken Die beiden ersten waren Automaten, da muss man die Menge vorwählen und das ist bei einem relativ kleinen Motorradtank nicht so sinnvoll. Dann habe ich Lebensmittel eingekauft und Inbusschlüssel und eine Schraube für den Auspuff. Die hatte sich irgendwann mal verabschiedet. Das habe ich jetzt repariert. Ansonsten hat die Q die Fahrt bis jetzt gut überstanden. Eben ist ein Australier mit dem Fahrrad angekommen. Er ist von Stockholm nach Norwegen und dann über Haparanda nach Finnland gefahren. Cliff und ich haben eine Zeitlang zusammen gesessen und uns über unsere Reisen unterhalten. Er will morgen auch weiter Richtung Helsinki. Für zwei Tage ist jetzt gutes Wetter angesagt, dann kommt der Regen wieder. Aber da muss man eben durch. Bis jetzt war es eine schöne, erlebnisreiche Fahrt. Und ich denke, so wird sie auch zu Ende gehen. | |
02.09.2009 |
Die Sonne scheint.− Frühstücken, einpacken und weiter fahren. Die Straße hat mich wieder. Nach all den Regentagen macht das Fahren mit Schatten richtig Spaß. Und wieder sind alle Kategorien vertreten: Stadtstraßen, Baustellen, Landstraßen, Autobahnen, Pisten mit Schotter, Split, Kies, Schlamm, Schlaglöchern und Waschbrettfinisch und auch Waldwege, mit teilweise abenteuerlichen Steigungen und Gefällen. Ja, da kam richtig Freude auf. Und Sonne und zweiundzwanzig Grad. Des Bikers Lust. Und meistens durch Wälder oder an Seen entlang. Gelegenlich öffnete sich die Landschaft und es zeigten sich Felder und Wiesen, aber auch Brachland. Die Dörfer und Ansiedlungen sind ruhig und beschaulich. In den Städten herrscht reger Verkehr. Am Nachmittag zog es sich zu. Bei einer Pause fielen die ersten Tropfen. Ich habe die Regenüberzüge über den Tank- und den Sattelrucksack gezogen und nach einem Campingplatz Ausschau gehalten. Der erste, nach etwa fünfzig Kilometer nach der Pause, hatte geschlossen. Also den nächsten anfahren. Dabei fällt mir ein Hinweisschild ins Auge, dem ich folge. Nach knapp zwei Kilometern komme ich an den Platz. Niemand ist da, aber ich kann auf den Platz fahren. Es sind überwiegend Hütten, auch einige Stand- und Zeltplätze. An einem Unterstand ist ein Anschlag, dem ich entnehme, dass der Platz am 31.08. geschlossen wurde. Ich überlege, ob ich trotzdem bleibe, entscheide mich aber dagegen. Irgendwie gefällt mir das nicht. Und der Wind hat aufgefrischt. Man muss ständig auf der Hut sein, nicht von der Straße geweht zu werden. Auf zum nächsten, in etwa sechzig Kilometern Entfernung. Nachtfahrten mit dem Motorrad sind in Finnland ein Abenteuer. Viele Finnen haben zusätzliche Leuchten montiert. Und wenn einem ein solches Fahrzeug entgegenkommt und seine 20-cm-Flak-Scheinwerfer eingeschaltet hat, fährt man gegen eine weisse Wand. Und etliche blenden erst ab, wenn die Distanz fünfzig Meter ist. Dagegen kann ich mit meinem Scheinwerfer punkten. Gegen neun komme ich dort am Platz an und er ist geöffnet − und der Regen hört auf. Er ist weitläufig. Mit flachen Wiesen und - wie könnte es anders sein - an einem See. Es ist schon dunkel, als ich mein Zelt aufstelle. Dank meiner Stirnlampe aber kein Problem. Morgen entscheide ich über die weitere Route. Trotz Regen und geschlossenen Plätzen war es ein guter Tag! |
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03.09.2009 |
Vor einem Monat bin ich losgefahren. Nach sechstausendfünfhundert Kilometern bin ich jetzt in Hartola in Südfinnland. Alles in allem, trotz mancher Probleme, ist es eine gute Fahrt. Probleme sind zum Lösen da. Und in einem fremden Land gibt es manchmal Hindernisse, die man zu Hause nicht kennt. Aber es gibt immer einen Weg! Es ist bedeckt, aber trocken. Mit sechzehn Grad ist es recht warm. Die Wettervorhersage ist nicht so gut. Überall ist fürs Wochenende Regen angesagt. Der muss nicht unbedingt kommen. Aber nach den bisherigen Erfahrungen kommt er! Heute hat sich das Wetter sehr gut entwickelt. Wir haben einen bayerisch weiss-blauen Himmel. Ich habe getankt und Gas gekauft. Ein Finne fragte mich an der Tankstelle, wo ich denn hin wolle. Ich wolle nach Hause und käme vom Nordkap. Wir haben uns eine Zeitlang darüber unterhalten. Anschließend bin ich in den Ort zum Einkaufen gefahren. Der Friedhof hat mehr Gräber als der Ort Einwohner; so scheint's. Es sind ein paar Häuser, ein paar Geschäfte und ein oder zwei Supermärkte und der Riesenfriedhof, alles im Wald. Ach ja, im Supermarkt gibt's Rotwein - alkoholfrei und ebensolchen Sekt. Der Alkohol wird nebenan in einem separaten Geschäft verkauft. Habe ich später festgestellt. Und Spielautomaten. Die sind hier sehr weit verbreitet. Jetzt am Nachmittag (vier Uhr unserer Zeit, hier ist es fünf) kommt ein eisiger Wind auf. Auf diesem Platz ist es nicht ganz so leer wie auf den anderen. Es kommen auch noch etliche Leute mit Wohnwagen an. Alles Finnen. Das hängt mit dem am Wochenende stattfindenden Caravantreffen zusammen. Die Beiden, die vorhin ihre Wohnwagen neben meinem Zelt aufgestellt haben, sind anschließend wieder verschwunden. Von den sanitären Einrichtungen ist er dies bis jetzt der beste Platz. Da gibt's sogar in den Klokabinen eine Dusche, so dass man sich anschließend reinigen kann. Hier in Skandinavien ist Aufputzinstallation üblich. Und meistens sind die Waschtische auf Konsolen und haben eins bis drei Zentimeter Wandabstand. Und in der Regel gehen die Kabinenverschlüsse anders herum als bei uns. Muss man sich dran gewöhnen. Hier in Finnland ist das warme Wasser im Übernachtungspreis enthalten. Der Himmel ist jetzt bewölkt, aber es ist noch trocken. Trotzdem spanne ich das Tarp auf. Man sollte ein Motorrad, das auf Gras steht nicht ohne Unterlage reparieren. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Eine Sicherung war durchgebrannt. Dazu musste ich den Seitendeckel abnehmen. Der ist festgeklemmt und mit einer Schraube gesichert. Und diese Schraube fiel ins Gras und ward nicht mehr gesehen. Der junge Mann an der Rezeption ist ein freundlicher Mensch und holte seinen Werkzeugkasten und wurde fündig. Wieder eine Erfahrung mehr. Mücken treten hier nur vereinzelt auf. Ich habe zwei Mückenspiralen angezündet; ob die wirklich wirken, konnte ich auf dieser Fahrt nicht wirklich testen. Am späten Abend kommt der Regen zögerlich. Aber er kommt. |
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03.09.2009 |
Nach einem Monat über Schweden und Norwegen (Nordkap) in Südfinnland angekommen. zur Route |
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04.09.2009 |
Kurz vor Mitternacht trommelte der Regen auf mein Zelt. Er ist draußen und ich liege warm und trocken in meinem Schlafsack und schlafe weiter. Am Morgen regnet es immer noch. Nach dem Frühstück werde ich die Wetterlage checken und die weitere Rückfahrt planen. Der Regen hat jetzt aufgehört(?). Es weht ein starker böiger Wind. Die ersten Blätter fallen. Es ist, mit einem Wort gesagt, usseliges Wetter. Ich sitze hier im Aufenthaltsraum und habe mir einen Kakao und ein Teilchen gegönnt. Die Wettervorhersagen für ganz Nordeuropa lassen keine Freude aufkommen. Aber am Nachmittag lässt sich zeitweise die Sonne sehen. Und der Platz wird voller. Immer mehr Wohnwagen und Wohnmobile. Einen Holländer und einen Deutschen habe auch gesehen. Der Nachmittag wird schön. Ich setze mich aufs Motorrad und fahre die fünf Kilometer zum Supermarkt um einzukaufen. Als ich zurückfahre, schüttet es wie aus Eimern. Die Jeans ist nass wie nach einer Wäsche; eigentlich hätte ich es wissen müssen. Aber es gibt einen Miele-Trockner auf dem Platz. Kurze Zeit später schien wieder die Sonne. Und bis zum Abend blieb es auch trocken bei etwa sechzehn Grad. Und morgen die letzten paar Kilometer bis Helsinki und dort die Fähre nach Tallinn. Noch ein Wort zu den Straßen in Finnland. Sie sind durchweg in Ordnung. Wegen eines zu schwachen Unterbaus sind einige in der Mitte der Fahrbahn gerissen; genau da, wo ein Biker fährt. Und wenn die dann repariert sind, ist nur die halbe Fahrbahn erneuert, mit einem deutlichen Absatz. Das ist in der Regel nicht gefährlich, aber man muss drauf vorbereitet sein, wenn die Maschine plötzlich zur einen oder anderen Seite wegkippt. |
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05.09.2009 |
Ich bin um acht aufgewacht. Das Wetter ist wie vorhergesagt, bewölkt und mit zwölf Grad recht frisch. Es soll heute trocken bleiben und achtzehn Grad werden. Ich fahre die letzten hundertfünfzig Kilometer in Finnland. Den größten Teil auf der Autobahn. Standard wie bei uns mit Begrenzung auf 120 kmh. Aber die Finnen kennen nicht den Zweck einer Einfädelspur; und Vorfahrt hat, wer zuerst da ist. Unterwegs fällt mir auf, dass auf allen Erhöhungen - meist Felsen - die Bäume kleiner sind als daneben. Dadurch sind alle Wipfel in annähernd gleicher Höhe. Dann bin ich in Helsinki und komme in eine weiss-blaue Demo − wie der Himmel. Es ist auch angenehm warm. Ich komme zum Hafen und die Check-in-Station ist geschlossen. Ohne jeden Hinweis. Nach einigem Suchen finde ich den Abfertigungsschalter und kaufe ein Ticket für zweiundfünfzig Euro für mich und die Q nach Tallinn. Um Viertel vor zwei stehen wir wieder am Check-in, diesmal sind einige Pkw, überwiegend aus Estland, dort. Jetzt zeigt die Anzeigetafel: Abfahrt der Star um 17:30 Uhr. Das ist noch eine Weile hin. Jetzt ist also Warten angesagt. Um 16:00 wird das Tor geöffnet und wir können an Bord. Die Maschinen werden von den Angestellten verzurrt (ein Gurt über den Sitz). Kurz vorher kam ein junges finnisches Ehepaar (eine dreijährige Tochter und ein einjähriger Sohn) mit einer kleineren Maschine. Sie wollen ein paar Tage nach Estland. Er spricht Englisch und sie auch Deutsch. So konnten wir uns leidlich unterhalten. Um 16:30 legt die Star ab. Ich vergaß eingangs die Zeitverschiebung. Die Überfahrt dauert zwei Stunden. Um 18:30 waren wir in Tallinn. Ich bin im Aufgang sieben Decks hochgegangen und dann aufs Sonnendeck. Und von dort noch mal zwei Decks nach (fast) ganz oben. Ganz oben ist die Brücke. Ich habe Karin ein Bild von der Abfahrt gemailt; ihre Antwort habe ich auch noch erhalten. Doch hier in Estland habe ich keinen Internetzugang mehr. Telefonieren könnte klappen, es zeigt die volle Feldstärke an. Der Netzbetreiber ist EE TELE 2. In Tallinn habe ich getankt. Weil ich noch kein Geld getauscht hatte, fragte ich vorher, ob ich mit Euro zahlen könne, ja ginge. Als ich dann bezahlen wollte, ging es plötzlich nicht mehr. Aber Karte ging. Ich sitze vor meinem Zelt und höre den Grillen zu. Die habe ich nicht mehr so intensiv gehört, wie damals in Südfrankreich. Der Platz liegt etwa vierzig Kilometer südlich von Tallinn. Mein Navi zeigte mir nur sehr weit entfernte Plätze, auch noch in der falschen Richtung, an. So habe ich mich schon auf eine ungemütliche Nacht eingestellt. Ich habe immer nach Campinglatzschildern Ausschau gehalten. Ich bin dann einem Schild für Wohnwagen gefolgt. Als ich ankam war es ein Hotel. Ich wollte schon weiterfahren, habe aber doch gefragt. Schon an der Tür war ein Schild Camping. Es war auch kein Problem. Ich konnte sogar mit Euro bezahlen. Wie so meist, bin ich der Einzige. Hier sind auch keine Caravans; nur einige Hotelgäste. Das Sanitärhaus für den Platz ist vom feinsten. |
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05.09.2009 |
Auf nach Tallinn! − Auf der Fähre von Helsinki nach Estland. zur Route |
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06.09.2009 |
Um Mitternacht kam der Regen. Um kurz nach acht hörte er auf. Die Landschaft ist ähnlich wie in Südfinnland, aber noch offener, mit Feldern und Wiesen. Dieser Platz ist so schön, wie er sich schon gestern in der Dunkelheit zeigte. Allerdings wird klar, warum er nicht für Zelte ausgewiesen ist. Die gesamte Wiese ist leicht wellig, so dass man kaum einen geeigneten Zeltplatz findet. Auch der Bordstein stört. Trotzdem war es ein angenehmer Aufenthalt. Immer noch kein Netzzugang. Weiter nach Süden. Ich fahre bei recht schönem Wetter los. Bald ist es aber bewölkt und ich fahre kaum einige Kilometer dann fängt es fängt zu regnen an. Und bis zum Abend regnet es bis auf kurze Unterbrechungen. Kurz hinter Riga mache ich Station. In einem Ort namens Zorgi. Ich bin (wieder mal) der einzige Gast. Der Betreiber erzählt mir, das in den letzten Tagen mehrfach Deutsche hier waren. Kurz vorher war ich auf einem anderen Platz. Wohl mehr ein Hotelbetrieb. Dort hätte ich das Gepäck zu der hinter dem Haus gelegenen Wiese tragen müssen und eine Dusche gabs auch nicht. Also fuhr ich weiter und habe den besseren Treffer gelandet. Die Balten fahren teilweise recht riskant, wenn sie überholen. Das habe ich auch bei einigen Finnen beobachtet. Die meisten halten sich aber an die vorgegebenen Geschwindigkeiten. Das ist meine persönliche Beobachtung und keine Bewertung des Fahrstils anderer Nationen. Ich bin zu Gast in diesen Ländern und versuche mich den hiesigen Ergebnissen anzupassen. Die Grenze zwischen Estland (Eesti) und Letland (Letvija) erinnert an Sowjetzeiten. Die Anlagen sind ausser Betrieb, man fährt dran vorbei. Aber ausser an den Anlagen merkt man die Grenze an der Straße. Die E 67 führt von Tallinn über Riga, Kaunas nach Warschau und weiter. In Estland ist sie in gutem Zustand (gefördert aus EU-Mitteln, wie mehrere Schilder stolz verkünden) in Letland ist die Förderung wohl ausgeblieben; sie ist teilweise in einem erbärmlichen Zustand. In der Nähe von Riga ist ein Wasserkraftwerk. Die Straße führt über die - recht lange - Staumauer. Dort ist jeder Biker gefordert. Die Sprache der Esten scheint eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Finnischen zu haben; dieser Eindruck entsteht jedenfalls durch Orts- und Reklameschilder. Man merkt den Balten die Freude über die Loslösung von der ehemaligen Sowjetunion an. Am Abend hat der Regen aufgehört. Morgen soll auch wieder die Sonne scheinen. |
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07.09.2009 |
Die Sonne scheint! Der Himmel ist fast wolkenlos. Ich mache meine morgendlichen Erledigungen und fahre los. Es ziehen immer mehr Wolken auf, und das mit atemberaubender Geschwindigkeit. Der Himmel ist zu dreiviertel bedeckt, aber es bleibt trocken. Die Landschaft wird weiter, es sind mehr Wiesen und Felder zu sehen. Dann kommt die Grenze zu Litauen (Lietuva). Wieder diese Grenz-Anlagen. Diesmal sogar besetzt. − Ich kann durchfahren. Der Wagen hinter mir wird angehalten. Das Land hat weniger Wald und mehr hügelige Landschaft. Es macht den Eindruck, als wäre der Große Bruder noch Herr im Haus. Auch manche Leute, mit denen ich zu tun habe, machen diesen Eindruck. An der ersten Tankstelle ist ein Automat bei dem man mit Karte tanken kann, meine ist defekt, sagt er. Also fahre ich weiter. An der nächsten Tankstelle will der Tankwart eine andere Karte oder Bargeld in Landeswährung, die ich nicht habe. Euro will er nicht. Ein junges Paar hilft mir weiter, die Frau spricht Deutsch. Im nahegelegenen Ort ist eine Bank. Dort tausche ich Geld und kann tanken. Für 1€ gibt es 3,44 LTL (Letuva). Kurz vor der Grenze zu Polen tanke ich noch für den Rest des Geldes nach. Die Straßen sind teilweise in recht gutem, teilweise in miserabelem Zustand. Sehr oft mit tief ausgefahrenen Spurrillen. Und dann die Grenze zu Polen. LKW werden überprüft. Und irgendwie ist es logisch, dass hier eine Grenze ist. Die Landschaft ändert sich schlagartig. Es ist hügeliger und mehr Wald. Die Straßen sind kurviger. Laut Navi ist der nächste Campingplatz über sechzig Kilometer entfernt. Aber schon nach kurzer Fahrt sehe ich ein Schild. Es ist eine Gaststätte, die überwiegend von Fernfahren besucht wird. Nebenan ist eine Wiese - direkt an der Straße. Da ich nicht weiß, wie es mit dem nächsten aussieht und ich nicht bis in die Nacht fahren will, bleibe ich. − Wie gehabt bin ich der Einzige. Als der Abend anbricht, beschlägt alles; soviel Feuchtigkeit ist noch in der Luft. Ich bin in Zorgi; das liegt nördlich von Sulwaki. |
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08.09.2009 |
Der zweite Tag mit Sonne! Sehr schön. Ich fahre Richtung Gdansk (Danzig). In Gizycko kaufe ich ein. Kaufland heisst der Supermarkt. Als ich an der Obstwaage die passende Taste suche, spricht mich eine ältere Dame auf Deutsch an, um mir zu helfen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, ihr Mann spricht nur Polnisch. Sie übersetzt es immer. Sie warnt mich vor den polnischen Autofahrern. Die Gefahr habe ich auch schon zur Genüge festgestellt. Hier wird noch riskanter überholt als in Finnland. Farbahnmarkierungen dienen nur zur Deko, sonst haben sie keine Bedeutung. Geschwindigkeitsbeschränkungen werden ignoriert. Fußgänger betreten Zebrastreifen nur, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. Ich fahre vom Supermarkt weg und suche einen Rastplatz. Weiter geht es durch eine leicht hügelige Landschaft mit Wiesen und Feldern, auch kleineren Wäldern. Manchmal langen, geraden Straßen, dann wieder viele Kurven. Es geht durch kleine Dörfer und gelegentlich durch Städte. In unterschiedlichem Zustand; von verwahrlost bis herausgeputzt. Die Benzinversorgung ist gut und hier ist mehr Bargeld als Karte gefragt. Für einen Euro gibt's knapp vier Zloty. Die Preise für Campingplätze liegen deutlich unter skandinavischem Niveau. Das Angebot auf dem Platz ist aber gleich gut. Der größte Teil der Strecke geht über alte Alleen. Teilweise sind die Straßen gerade vier Meter breit; da wird's eng bei Gegenverkehr. Das sind aber alles wenig befahrene Straßen in der Nähe der Küste. Eine traumhaft schöne Gegend! Allerdings war ein großer Teil der heutigen Fahrt eher ein Ritt. Der Straßenbelag ist seit ewigen Zeiten nicht mehr erneuert worden. Am frühen Abend bin ich in Elblag angekommen. Das letzte Stück ging über autobahnähnliche, gut ausgebaute Straßen. Im Endausbau wird das eine Autobahn. Zur Zeit ist nur eine Seite für beide Richtungen hergestellt. Der Campingplatz liegt direkt am Oberländischen Kanal mit Schiffahrt. Und der Platz ist gut besucht. Etliche Wohnwagen, ein Zelt (groß) mit Auto. Eben sind noch ein paar junge Leute mit einem VW-Bus mit drei Zelten angekommen. Wir haben uns über unsere Reisen unterhalten. Sie wollen gerne Polen kennenlernen. Ein junger Mann erzählte mir, dass er ambivalente Erfahrungen gemacht hat. Das kann ich bestätigen. Die Vergangenheit prägt die Polen - auch die jungen Leute haben ganz offensichtlich dieses Gefühl. Und das Verhältnis zu den Deutschen ist nicht einfach. Viele sind im Umgang unproblematisch, aber einige können ihre Aversionen nicht verstecken. Das schöne Wetter hält an. Heute war es sechsundzwanzig Grad warm. Schööön! |
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09.09.2009 |
Der dritte Sonnentag; so kann es bleiben. Ich bin nach Danzig gefahren. Eine lebendige, pulsierende Stadt. Viele historische Gebäude, teilweise saniert, teilweise vernachlässigt. Im Hafen bin ich nicht gewesen, nur dran vorbeigefahren. Die einzigen Zufahrten, die ich gefunden habe, sind die Fähranleger. Und ich wollte ja nicht nach Stockholm oder sonstwo hin. Es ist schwer einen Parkplatz zu finden - selbst für Motorräder. Am Bahnhof konnte ich die Maschine abstellen. Ich war gerade abgestiegen, da war auch schon der Parkwächter da und verlangte seinen Obulus. Drei Zloty für eine Stunde. Ich bin etwas rumgelaufen und habe fotografiert. Eigentlich wollte ich eine Kleinigkeit essen, aber Döner und Co. kann ich auch zu Hause haben, dafür bin ich nicht in Polen. Jetzt sitze ich hier an der Straße nach Stettin, der E28, in einer kleinen Raststätte. Die Wirtin hatte mir Forelle mit Kartoffeln empfohlen. Das Essen war gut und preiswert. Anschließend habe ich noch einen Apfelkuchen gegessen, natürlich mit Kaffee. Nach dem Essen bin ich weiter nach Westen zum nächsten Campingplatz gefahren. Dazu musste ich die E28 verlassen und über die Dörfer fahren. Als ich nach langer Fahrt gegen fünf ankomme stehe ich vor verschlossenem Tor. Saisonende! Auf zum nächsten, in vierzig oder fünfzig Kilometer Entfernung. Die Gegend wird immer einsamer. Als ich noch zwanzig Minuten Fahrzeit habe, soll ich in eine kleine Straße einbiegen. Man vermutet eher eine Grundstückseinfahrt. Der Belag ist aus Lochsteinen, wie man sie auch für Parkplätze verwendet. Die ersten Meter ist der Weg komplett damit gepflastert, dann nur noch die Fahrspuren. Und auch das hört nach den wenigen Häusern auf. Hofhunde verbellen mich und laufen mir nach. Ein Feldweg mit tief ausgefahren Spuren führt bergan. Die Spuren sind teilweise mit Schutt aufgefüllt. Er sieht wie lange nicht befahren aus. Links und rechts steppenartiger Bewuchs. Keine Möglichkeit zu wenden. Zwischen dem Hoffen, dass der Weg wirklich zum Ziel führt, und dem Bemühen auf die Fahrspur achten, übersehe ich einen großen Stein im Gras und stürze. Da liegen wir beide im Gras, ich und die Q. Beide unversehrt. Also erst einmal abladen und die Maschine aufrichten. Sie steht. Das Vorderrad bis zur Felge im Schlamm und das Hinterrad bis zur Achse. Der Versuch, sie rauszufahren scheitert. − Jetzt ist guter Rat teuer. Mitten in der Wildnis. Weit und breit kein Mensch. Also muss ich ohne Hilfe klarkommen. Es ist jetzt halb acht und die Zeit drängt, in einer halben Stunde ist es stockdunkel. Ich schneide Reisig und stopfe es unters Hinterrad, mit dem Spaten helfe ich nach. Nach mehreren Versuchen kriege ich die GS aus dem Schlammloch raus. Mittlerweile ist es finster. Mein Lust, dem Weg weiter zu folgen, um vielleicht einen Campingplatz zu finden, ist gleich null. Ich stelle die Maschine mit dem Vorderrad in die Richtung, aus der ich kam. Wieder alles aufladen und festzurren. Mit der Stirnlampe kann ich das ohne Probleme erledigen. Alles erledigt, jetzt kommt die Horrorfahrt auf diesem Weg wieder zurück. Und die Hunde laufen mir wieder nach; aber ich bin schneller. Ich bin wieder unten auf der Straße. Im Navi wähle ich einen weiteren Platz, um die fünfzig Kilometer entfernt. Als ich wieder in solche kaum erkennbaren Wege fahren soll, gebe ich die weitere Suche auf und fahre zur E28 zurück in Richtung Szczecin (Stettin). Jetzt kommt das nächste Problem: mein Sprit geht langsam zu Ende und ich habe nur noch wenige Zloty. Ich suche einen Geldautomaten. Wieder werde ich in eine einsame Gegend geleitet. Das gebe ich nach einer kurzen Wegstrecke aus einschlägiger Erfahrung auf. Ich fahre die E28 weiter Richtung Westen bis Koszalin. Dort suche ich nach Geldautomaten und werde schnell fündig. Direkt zwei Stück in einem Hauseingang von zwei verschiedenen Banken. Aber beide wollen meine Karte nicht. Sie sei defekt. Da ist Redundanz angesagt. Es ist jetzt elf Uhr und geöffnet wird um acht. Eine lange Zeit in der Nacht in einer Stadt, in der schon vor Stunden die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Aber da ist der Bahnhof. Vielleicht... Eine Hoffnung keimt. Ich gehe in den Bahnhof, dort ist ein kleiner Raum, Kontor überschrieben. Ein Mensch sitzt hinter einem Schalter und bedient gerade zwei Polen, die Zloty gegen Euro tauschen. Als die fertig sind, kriege ich meine Zloty und kann erst einmal tanken. Wieder auf die E28. Dort gibt es Raststätten. Die erste ist zwar beleuchtet, aber bis auf die Tankstelle geschlossen. Also fahre ich weiter. Einige sind unbeleuchtet, bei anderen ist ebenfalls nur die Tankstelle offen. Und dann, nach fünfzig Kilometern, mittlerweile ist es fast eins, eine beleuchtete Raststätte mit offener Tür. Ich stelle mein Motorrad ab und gehe hinein. Ich esse eine Kleinigkeit und frage nach einem Zimmer. Für fünfundvierzig Zloty kriege ich ein einfaches Zimmer mit Klo im Flur. Egal − Hauptsache ein Bett und ein paar Stunden Schlaf. Ich übernachte im Zajazd w Leszczynach. |
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10.09.2009 |
Ich wache um halb acht auf. Nach netto fünf Stunden Schlaf fühle ich mich gut ausgeruht und gehe nach unten frühstücken. Es ist bewölkt. Ein wenig scheint die Sonne durch. Anschließend unter die Dusche. Die ist im Klo im Flur − und im Zimmerpreis eingeschlossen. Dann mache ich mich auf den weiteren Westweg. Die E28 ist teilweise gut ausgebaut und teilweise in eher schlechtem Zustand. Nach kurzer Fahrt wird es nebelig. Nach dreißig, vierzig Kilometern lichtet sich der Nebel und wird durch eine dünne Wolkendecke abgelöst. In Stettin tanke ich und für die restlichen Zloty kaufe ich ein. Und wieder auf die E28. Das letzte Stück ist Autobahn. Dann Deutschland. Von den ehemaligen Grenzanlagen ist fast nichts mehr da. Man fährt mit reduzierter Geschwindigkeit durch die Schleuse und das war's. Ich fahre Richtung Rostock und Stralsund. Das sind die nächsten größeren Städte. Ich suche eine BMW-Werkstatt. Die Q braucht neue Reifen. Auf dem ersten BAB-Parkplatz mache ich Pause und finde im Internet eine passende Adresse. In Rostock ist eine, da rufe ich an. Das Problem: er muss sie bestellen und hat sie nicht vor nächster Woche. Das ist mir zu lange, zumal hier oben für die nächsten Tagen Regen angesagt ist. So entschließe ich mich quer durch den Norden, über Landstraßen nach Hause zu fahren. Ich verlasse die Autobahn bei Pasewalk und fahre auf der B109 nach Süden durch die Uckermark. Sie hat viel Ähnlichkeit mit Westpolen. Landschaft, Straßen und Häuser gleichen sich sehr. Nach geraumer Zeit suche ich einen Campingplatz. Irgendwann muss ich abbiegen. Das kenne ich schon: eine Straße aus dem achtzehnten Jahrhundert. Nach knapp fünf Kilometern kommt ein Abzweig. Die Richtung, in die ich muss, ist gesperrt. Also nehme ich die andere. Nochmal vier Kilometer über dieses Pflaster. Bis ich wieder auf der asphaltierten Straße bin. − Und die ganze Vibrationsmassage ohne Krankenschein. Bevor ich über weitere solcher Straßen reiten muss, kommt das erste Camping-Hinweisschild, dem ich folge. Hier geht's über Asphaltstraßen bis nur noch wenige Minuten zu fahren sind. Wieder ein kurzes Stück Pflasterstraße. (Gepflastert vor zweihundert Jahren aus Findlingen wie jene vorhin.) Dann ein Feldweg. Ich glaube schon nicht mehr an einen wirklichen Campingplatz; doch an einer Wegbiegung ist er da.− Fast leer zwar, aber geöffnet. Der Campingplatz Schorfheide in Vietmannsdorf. Ich stelle mein Zelt auf. Nicht nur in Polen ist es abenteuerlich einen Campingplatz zu erreichen. Später will ich mein Essen machen. Doch das Kotelett, das ich gestern wegen anderer Tätigkeiten nicht essen konnte, ist nur noch für die Tonne gut. Kartoffeln habe ich immer, so gibt's also Bratkartoffeln. Morgen werde ich meine Sachen für den letzten Abschnitt der Fahrt in Ordnung bringen und mich ausruhen. Auch stimmungsmäßig geht die Fahrt zu Ende. Das Gefühl ist eine Mischung aus Wehmut, nicht mehr unterwegs zu sein, und der Freude nach Hause zu kommen. Trotz aller Anstrengungen und Schwierigkeiten war es eine gute Fahrt, es ist schön, sie gemacht zu haben. |
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11.09.2009 |
Es ist bedeckt, aber die Wolkendecke wird zusehends dünner und lockert ganz auf. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. Die vorletzte Station auf meiner Fahrt. Ich bringe meine Sachen in Ordnung und kaufe noch ein paar Lebensmittel ein. Im Golliner Krug esse ich zu Mittag. Ich sitze mit einem Berliner am Tisch, der mit dem Fahrrad nach Greifswald unterwegs ist. Die Q kriegt ihren Tank gefüllt. Dann ist Relaxen angesagt. Morgen wird der vorletzte Tag meiner Fahrt sein. Die Uckermark hat viel Ähnlichkeit mit Westpolen. Ich glaube, das sagte ich schon. |
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12.09.2009 |
Es ist kurz vor acht und nebelig. Langsam dringt die Sonne durch und löst den Nebel auf. Es wird ein schöner Tag. Morgentoilette, Frühstück, Einpacken, Aufladen, Losfahren. Beim Einpacken kommt die getigerte Katze, die mich gestern schon besuchte, kurz vorbei. Bis Berlin fahre ich über Landstraßen. Unterwegs komme ich in einen Stau, ein Dorf- und Erntefest. Die Straße von dem Ort Hammer ist ein Hammer; Kopfsteinpflaster der beschriebenen Sorte, dazu noch Schlaglöcher. Die armen Hammerer sind bei der Wiedervereinigung vergessen worden. Nach der Uckermark fahre ich jetzt durch das Havelland. Wieder durch Wälder und Alleen und das bei schönstem Sonnenschein. − Ein schöner Abschluss. Ab Berlin geht's auf die Autobahn. Langsam kommen mehr Wolken und dann ist der Himmel bedeckt. Bei Braunschweig hatte es geregnet. Die Straße war nass. Bei Hameln fahre ich ab und zu einem Campingplatz in Schönhagen, das ist ziemlich weit draussen. Er ist reichlich mit Bäumen bestanden. Ich suche mir einen geeigneten Platz und stelle zum letzten Mal auf dieser Fahrt mein Zelt auf. Ich mache mein Abendessen und sitze vor dem Zelt und freue mich über den Sternenhimmel und die Ruhe und auf meine Rückkehr nach Hause. |
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13.09.2009 |
Ich werde gegen vier vom Regen geweckt. Er ist aber nicht stark. Das Zelt steht unter einem Baum und kriegt nicht viel Regen mit. Zum Frühstücken dient mir der Baum als Schutz. Heute fahre ich die letzte Etappe, nach Hause. Nicht nur im Ausland gibt's Schwierigkeiten mit dem Netz. Hier kriege ich auch meistens keine Verbindung. Und wenn, dann immer nur ganz kurz. Es klart auf. Ich fahre los. Die fünfzig Kilometer bis zur Autobahn gehen über schmale, kurvenreiche, bergige Straßen. Immer wieder gibt es Regenschauer. Dann die Autobahn; fast die ganze Strecke ohne Regen. Ach ja, die Autofahrer hier sind auch nicht besser als die anderswo. Und manche Straßen auch nicht. Am Nachmittag bin ich nach neuntausendachtundfünfzig Kilometern und zweiundvierzig Tagen wieder zu Hause. |
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13.09.2009 |
Nach rund 9.000 km ist die Tour beendet! |